Für eine bessere interkulturelle Verständigung in den Bildungsinstitutionen!
Interkulturelle Interaktionen sind nicht immer von gegenseitigem Verständnis geprägt, ganz im Gegenteil entstehen in und mit ihnen oft Schwierigkeiten und Konflikte. Kein Wunder, sind sie doch wesentlich komplexer und problematischer als intrakulturelle Interaktionen, also solche innerhalb der eigenen Kultur. Um sich in diesen interkulturellen Situationen angemessen verhalten und sie positiv gestalten zu können, bedarf es interkultureller Kompetenz.
Hier setzt interkulturelles Training an – durch interkulturelle Sensibilisierung. Interkulturelle Sensibilisierung bedeutet, eigene Denkstrategien zu erlangen und Verständnis zu entwickeln, um ein wertschätzendes Zusammenleben mit Menschen unterschiedlicher Herkunft führen zu können.
In jedem Land leben Familien mit hoher bzw. niedriger formaler Bildung, wie auch in Deutschland. Mir aber geht es vor allem um Migrantenfamilien, die wenig oder keine formale Bildung haben, die bildungsfern, bildungsbenachteiligt oder sozial schwach genannt werden. Ich möchte da helfen, wo es am häufigsten zu Problemen kommt. Dabei möchte ich nicht verallgemeinern, sondern erklären, wie die kulturellen Hintergründe in Kombination mit wenig formaler Bildung zu großen Herausforderungen werden können. In den interkulturellen Trainings erarbeiten wir gemeinsam Ziele, wie wir mit diesen Herausforderungen umgehen können.

Meine Geschichte
Ich bin 1978 in Samandag/Hatay geboren. Samandag ist ein kleiner, ländlicher Grenzgebiet-Ort an der syrischen Grenze. Die Bevölkerung dort hat arabische Herkunft. Seit 1939 gehört die Provinz Hatay offiziell zur Türkei. Ich zähle zur dritten Generation, die mit türkischer Staatsangehörigkeit und arabischer Abstammung in der Türkei geboren wurde. In der Türkei habe ich das Lyseum (Gymnasium) abgeschlossen.
Im Alter von 19 Jahren habe ich geheiratet und bin zu meinem Mann nach Deutschland gezogen. Wir haben vier Kinder.
In Deutschland habe ich mich 16 Jahre lang in der Stadtteilmütter-Arbeit, einem Sprach- und Elternbildungsprogramm des Deutschen Kinderschutzbundes, engagiert, zwei Jahre davon als Koordinatorin in meinem Stadtteil.
2019 habe ich die Ausbildung zur Erzieherin erfolgreich abgeschlossen. Seither leite ich als Erzieherin den Offenen Ganztag einer Brennpunktschule.
2019 habe ich die Ausbildung zur interkulturellen Trainerin erfolgreich absolviert.
Warum wurde ich interkulturelle Trainerin?
In der Türkei leben viele Menschen aus sehr unterschiedlichen Kulturkreisen. Von klein auf hat mich diese Vielfalt fasziniert. Die Unterschiede in puncto Bräuche, Kleidung, Tänze, Musik, Sprache etc. sah ich immer als Bereicherung an. So hielt ich mich für weltoffen, modern und tolerant gegenüber den Werten anderer. Doch als ich im Alter von 20 Jahren nach Deutschland kam, erlebte ich einen zweifachen Kulturschock.
Die Familie meines Mannes und viele andere Migranten aus der Türkei oder aus dem arabischen Raum erlebte ich als eher abgekapselt, stets im Kampf um die eigenen Werte und Normen. Zudem verhielten sich Deutsche in vielerlei Hinsicht ganz anders, als ich es von meiner eigenen Kultur her gewohnt war. So fand ich in meinem Leben mit der Zeit alles schwierig bzw. kämpfte darum, meine eigenen Werte aufrechtzuerhalten.
Nachdem ich mit 21 Mutter geworden war, fand ich intensiver als zuvor Zugang zur Bildungswelt. Mein Kontakt zu den Deutschen nahm zu – erst durch die Kita, dann durch die Schule.
So wurde mir mit der Zeit bewusst, dass in Deutschland die Kulturunterschiede besonders im Bereich von Werten wie „Bildung“ spürbar waren. Ich sah plötzlich ganz klar…
Ich sah plötzlich ganz klar, dass die deutschen Erzieherinnen Erwartungen hatten, die viele Eltern und Kinder – sie kannten ja weder die Sprache noch das System – nicht erfüllen konnten.
Warum ein Kind zum Beispiel in der Lage sein sollte, sich selbständig an- und auszuziehen, Entscheidungen zu treffen, sein Anliegen vorzubringen, beim Vorlesen aufmerksam zuzuhören und mitzudenken, wurde nicht erklärt. Warum Eltern sich an so vielem beteiligen und so oft anwesend sein sollten, ebenfalls nicht. Alles wurde schlichtweg erwartet.
Auf Seiten der Migranten ging es nicht um Allgemeinwissen oder Selbständigkeit, sondern um die Erziehung zum Kollektivismus. Das Kind sollte gehorsam und brav sein. Es sollte machen, was die Erzieherinnen sagten. Im Gegenzug sollten die Erzieherinnen das übernehmen, was Kind und Eltern nicht alleine konnten: den Kindern Allgemeinwissen, Feinmotorik, Sprache … beibringen. (Siehe auch Artikelserie https://www.magazin-schule.de/magazin/bildungsfern-bildungs-anders und Podcast https://www.buergerstiftung-augsburg.de/ach-so-der-podcast-fuer-mehr-interkulturelles-verstaendnis-impulse-fuer-das-schulleben)
Da Bildung als Wert für mich persönlich sehr wichtig war, gehörte ich schnell zu den „integrierten“ Eltern. Die Reibungen bekam ich aus beiderlei Sicht mit: Die Migranten verstanden manches als „ausländerfeindlich“, ihre Denkweise war eher so: Weil sie uns nicht wollen, sind sie gemein zu uns. Nichts passt, alles, was wir machen, ist falsch … Mit den deutschen Eltern und Kindern gehen sie anders um.Die deutsche Seite dachte eher: Das kann doch nicht sein! Warum wird dies und jenes dem Kind zu Hause nicht beigebracht? Warum nehmen sie die deutsche Sprache nicht ernst, obwohl sie hier leben? Warum können die Kinder so wenig? Warum benehmen sie sich anders? Sie sind doch zu uns gekommen, sie müssen sich anpassen!
Im Rahmen des Stadtteilmütter-Projektes besuchte ich ein interkulturelles Training, das mir buchstäblich Fenster öffnete. Dieser neuer Blinkwinkel durch mehr Wissen über die deutschen Werte und Normen führte bei mir nicht nur zur Erleichterung und Gelassenheit, sondern auch zu einem Gefühl der Sicherheit und dadurch zum Verständnis und mehr Offenheit. Ab diesem Zeitpunkt habe ich mich immer intensiver mit diesem Thema beschäftigt. Das anfänglich fehlende Verständnis für viele deutsche Werte wandelte sich mit der Zeit in Begeisterung um. Ich versuchte das Gelernte besonders bei den teilnehmenden Stadteilmüttern zu multiplizieren. Die Folge waren zahlreiche Erfolgserlebnisse.
In den 16 Jahren meiner Stadtteilmütter-Arbeit konnte ich auch sehr ausgiebig Erfahrung mit Menschen aus unterschiedlichen Kulturen, Familienstrukturen und Bildungssystemen anderer Länder sammeln. Bei der Ausbildung zur Erzieherin legte ich deshalb den Schwerpunkt auf die Elternzusammenarbeit mit bildungsbenachteiligten Flüchtlings- und Migrantenfamilien.
Im Schuljahr 2018/19 bekam ich Gelegenheit, mein Berufspraktikum in einer Brennpunktschule mit über 95 % Migrantenanteil zu absolvieren. Auch die Erfahrungen in dieser Schule, deren Offenen Ganztag ich inzwischen leite, zeigten mir, dass ich im Bereich Interkulturalität eine Brückenfunktion ausüben kann. So sah ich genau dies als meine gesellschaftliche Verantwortung an und begann deshalb zusätzlich die Ausbildung zur interkulturellen Trainerin, die ich 2019 erfolgreich abschloss.
Dank meiner jahrelangen Erfahrungen als Stadtteilmutter kann ich als Erzieherin und interkulturelle Trainerin das Zitat von Maria Montessori voll und ganz bestätigen, wonach man die Eltern nicht vernachlässigen darf, wenn man bessere Bedingungen für die Kinder erreichen möchte.
Es müssen eben auch die Eltern gebildet bzw. bei der Weiterentwicklung unterstützt und bei der Entwicklung der Kinder miteinbezogen werden. Eltern sind Experten ihrer Kinder. Sie verfügen über besonderes Wissen im Hinblick auf die Lebensgeschichte ihres Kindes, seine Gewohnheiten, besonderen Interessen und Vorlieben, sowie seine Stärken und unterstützungsbedürftigen Bereiche. Die offene, von gegenseitigem Vertrauen geprägte Zusammenarbeit zwischen Eltern und Fachkräften ermöglicht den Kindern erfolgreiches Lernen und unterstützt sie in ihrer Persönlichkeitsentwicklung.
Um die Kinder fördern zu können, müssen wir die Eltern erreichen. Aber oft scheinen die Eltern nicht zu kooperieren, erscheinen nicht mal zum Elternabend und haben scheinbar kein Interesse an den schulischen Leistungen ihrer Kinder. Immer wieder kommen Informationsblätter ununterschrieben zurück, fehlen Schulsachen, werden die Eltern als “nicht erreichbar” erlebt.
Genau hier setze ich an.
Mir geht es um eine bessere interkulturelle Verständigung in den Bildungsinstitutionen, Förderstellen (wie Jugendamt, Jugendsozialarbeit an Schulen (JaS) und Begegnungseinrichtungen.
Besonders für pädagogische Fach- und Lehrkräfte ist eine interkulturelle Sensibilisierung wichtig. Nur so kann es über mehr Wissen zu mehr Verständnis zwischen den Fachkräften und Migrantenfamilien kommen. Denn wenn man den wahren Grund für ein Verhalten kennt, fühlt man sich in der Regel nicht persönlich betroffen. Man denkt eher: Dieses Verhalten hat nichts mit mir zu tun. Sie machen es nicht, um mich zu nerven, sondern sie sind nun mal so. Dank dieses Wissens können die Fachkräfte Ambiguitätstoleranz entwickeln, also verschiedene Denk- und Verhaltensweisen gelten zu lassen, ohne Frustration zu erleben. Die Ambiguitätstoleranz wiederum führt nicht nur zu Gelassenheit, sondern wenn eine Fachkraft die Hintergründe kennt, kann sie eigene Strategien entwickeln, um ihr Ziel zu erreichen.
Durch dieses interkulturelle Training möchte ich erreichen, dass die Fach- und Lehrkräfte …
- sich ihrer eigenen Fragen, Probleme und Bedürfnisse hinsichtlich interkultureller Kommunikation bewusst werden,
- ein Grundwissen zum Phänomen „Kultur“ und zu den Kulturdimensionen erwerben,
- sich der Tatsache bewusst werden, dass sie – auch bei subjektiv anderem Empfinden – nicht unvoreingenommen gegenüber dem „Anderen“ im Allgemeinen und anderen Kulturen im Speziellen sind,
- erkennen, was Stereotype und Vorurteile sind und wie sich diese auswirken können,
- erkennen, dass andere Menschen und andere Kulturen ganz andere Werte und Wertehierarchien haben können als sie selbst, sich dabei der Tatsache bewusst werden, dass es nicht nur eine einzige richtige Wertehierarchie gibt, sodass sie andere Kulturen besser verstehen sowie Konflikte erkennen und bearbeiten können,
- sich der Probleme bewusst werden, die aus dem Aufeinandertreffen des „direkten“ und „indirekten“ Kommunikationsstils resultieren können, und sich der Tatsache bewusst werden, dass es keine falschen oder richtigen Kommunikationsarten gibt, sondern nur eben unterschiedliche,
- Wissen zum familienersetzenden im Gegensatz zum familienbegleitenden Schulsystem erwerben und so sensibel für kulturell unterschiedlich bewertete Ansichten zu dem werden, „was Schule leisten soll“,
- zum Perspektivwechsel befähigt werden,
- zur Auseinandersetzung mit wichtigen, zentralen Aspekten der eigenen oder einer fremden Kultur befähigt werden,
- kulturelle Überschneidungen analysieren,
- bereit sind, kulturelle Unterschiede nicht vorschnell zu bewerten.
Zusammenfassend: Das Training soll dazu beitragen, dass die Fach- und Lehrkräfte nicht in eine Abwehrhaltung gegenüber Familien anderer Kulturen geraten, sondern die Schüler und ihre Familien mit Gelassenheit und Motivation begleiten.
Mein Angebot
Interkulturelles Training
Für ein nachhaltiges Lernen werden die Inputs mit Übungen vertieft.
Zielgruppe: Pädagogische Fachkräfte, Lehrkräfte in Bildungsinstitutionen, Förderstellen (wie Jugendamt, Jugendsozialarbeit an Schulen (JaS) und Begegnungseinrichtungen.
Ziele:
- Vorbereitung für eine erfolgreiche interkulturelle Zusammenarbeit
- Vorbeugung interkultureller Konfliktsituationen und Reibungen
- Sensibilisierung für kulturelle Unterschiede und die Reaktionen des Gegenübers
- Bewusstsein für die eigenen kulturellen Kommunikation, eigener kultureller Prägung
- Kulturelle Vielfalt als Chance und Herausforderung
Mögliche Inhalte: Phänomen Kultur, Kulturdimensionen, Vorurteile und Streotype, Interkulturelle Kommunikation, Entwicklung von Fremdverstehen
Organisatorisches:
Dauer & Teilnehmeranzahl: individuell festlegbar; Inklusive Bedarfsanalyse mit einem Vorgespräch, Material
Kosten: Auf Anfrage
Jedes Training wird an die entsprechende Zielgruppe angepasst und dabei gehe ich auf Ihre persönlichen Ziele und Wünsche ein.
Vortrag
Hier wird zu einem bestimmten Thema Wissen, Informationen und Zusammenhänge vermittelt. Der Vortrag ist auch als Webinar möglich.
Zielgruppe: Pädagogische Fachkräfte, Lehrkräfte in Bildungsinstitutionen, Förderstellen (wie Jugendamt, Jugendsozialarbeit an Schulen (JaS) und Begegnungseinrichtungen.
Mögliche Themen: Phänomen Kultur, Kulturdimensionen, Vorurteile und Streotype, Interkulturelle Kommunikation, Entwicklung von Fremdverstehen
Organisatorisches:
Dauer & Teilnehmeranzahl: individuell festlegbar
Inklusive Bedarfsanalyse mit einem Vorgespräch, Material
Kosten: Auf Anfrage
Jedes Training wird an die entsprechende Zielgruppe angepasst und dabei gehe ich auf Ihre persönlichen Ziele und Wünsche ein.
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